Die großen Lebensmittel-Einzelhandels-Konzerne sind im Übernahmerausch. Kleine Marken verschwinden, andere richten sich neu aus, Standorte werden geschlossen, Städte werden überschwemmt mit Verkaufsfläche, ländliche Gebiete verwaisen.
Was in der Vergangenheit gut geplant und gesittet, mit Konzept und unter Beteiligung aller relevanten Parteien geschah, scheint heute völlig enthemmt und entfesselt in eine Form von Rausch zu münden, der auf Traditionen, Marken, Regionen und Kommunen, Handelspartner und Mitarbeiter keinerlei Gedanken mehr aufwendet.
Die Übernahme von Kaiser's Tengelmann bildete einen erneuten, äußerst schmutzigen Auftakt der Expansion-Albträume der großen beiden Einzelhandelsriesen in gelb und in rot. Coop mit seinen Handelsmarken Sky und Plaza folgte vor wenigen Tagen und scheint nun rot.
CITTI fokussiert sich auf den Großverbraucher und nimmt Abstand vom klassischen Supermarkt-Konzept. Die Standorte Hamburg, Rostock und Stralsund wurden bereits geschlossen.
Der Metro-Konzern befindet sich in erster Linie mit seiner CC-Sparte seit Jahren im schwerer Schieflache. Ob die zum Konzern gehörige Handelsmarke Real den Sturm überstehen wird ist fraglich.
Die Konzerne und dazugehörige Marken zersetzen sich selbst. Sie vergrößern sich, um stark am Markt zu agieren, dehnen die Öffnungszeiten von früh morgens bis tief in die Nacht, sie verabschieden sich von Verkäufern im Einzelhandel und formieren Truppen von 450-Euro-Kräften, sie verlagern den Warenfluss aus der Nacht in die Verkaufszeiten am Tag, sie pushen Shop-in-Shop-Konzepte und so weiter.
Das Resultat sind Uniformität, geringe Alleinstellungsmerkmal, schwindender Profit und lassen Tür und Tor offen für die großen Retail-Konzerne anderer Länder, die nur darauf warten, dass der Sturm weicht, um dann mit guten Konzepten und prall gefüllten Kassen in den deutschen Markt zu drängen.